Update 22-01-18: Bericht zu 2021

Traditionsgemäß hier ein Jahresbericht über das Geschehen in Gambia und über die Arbeit dort vor Ort.

Am 2.Oktober flogen, nach eineinhalb-jähriger Unterbrechung, zwei Mitglieder unseres Vereins wieder nach Gambia. Diese Reise war in der Vorbereitung und Durchführung den pandemischen Umständen entsprechend etwas aufwendiger als in den Jahren zuvor. (PCR-Test, digitales Impfdokument, Mundschutz, usw.) Dazu der Gedanke: Wie verhalte ich mich bei den Kindern und bei unseren Freunden im Dorf? Wie lange ist für uns und die Kinder die neue Distanz auszuhalten? (Mundschutz und Abstand halten?)

In Gambia gelten strenge Regeln. Nur Geimpfte dürfen in öffentlichen Einrichtungen arbeiten. Unsere vielen Kontakte haben uns berichtet, dass die junge Generation eine positive Einstellung zum Impfen hat und sich zum Teil bei mobilen Impfaktionen hat impfen lassen. Auch die Lehrer sind alle immunisiert. Unseren Organisator Lamin musste sich zu einer Impfung überzeugen lassen – wir sind gemeinsam ins Krankenhaus gefahren. Der Impfstoff ist in Gambia sehr knapp. Wir hatten die Information, dass in den letzten Monaten nur wenig Coronaerkrankungen aufgetreten waren. Wir verhielten uns also wie in den Jahren zuvor. Und wir kamen nach vier Wochen Aufenthalt in Gambia gesund und ohne Corona-Infektion nach Deutschland zurück. Gambia blühen und grünen zu sehen, war ein toller Ausgleich zu den Anstrengungen des Alltags. Es war Regenzeit und sehr heiß. Temperaturen um die 40 Grad und drückende Luftfeuchtigkeit sind dann normal.

Nun zum Geschehen im Dorf Labakoreh. Am Tag nach unserer Ankunft führte uns der Weg zu unseren Kindern und den Mitarbeitern der Nursery School. Wie in allen Bildungseinrichtungen im Land fand der Unterricht seit drei Wochen wieder statt, nach neun monatiger Schließung der Schule.

Die Freude über unseren Besuch war auf beiden Seiten groß. Natürlich durfte der schon fast obligatorische Lolli für die Kinder und das Personal nicht fehlen. Gerührt hat uns die Freude der Dorfbewohner über die spontane Hilfe durch unsere Sponsoren, nach dem schweren Sturm am 8. Juli. Der hatte erhebliche Schäden an den Häusern verursacht. Viele Familie hatten kein Dach mehr über dem Kopf – und das in der Regenzeit. Der Alkalo (Bürgermeister) und der Gemeinderat zeigten im Gespräch große Dankbarkeit, in einem Ausmaß, das ich in den letzten 24 Jahren so noch nicht erlebt habe. Lamin hatte mich umgehend darüber informiert. Schnell reagierten wir, unter anderem über die deutsche Presse. Spontan spendeten die Menschen aus unserer Region, aber auch darüber hinaus, Geld für die dringend notwendige Reparatur von 15 Häusern.

Wir verschafften uns einen Überblick über den Zustand der Schule, führten erste Absprachen, unter anderem mit dem Alkalo und vereinbarten einen Termin für ein Meeting. Auf diesem und vier weiteren Treffen, an denen viele Frauen und Männer teilnahmen, wurden Pläne für das neue „Women’s Garden Project“ besprochen. Einige Männer waren mit dem Namen nicht einverstanden, da sie der Meinung waren, dass sie ja schließlich bauen und den Garten vorbereiten. Monika zeigte sich gespannt, wie man sich dazu einigen wird.

Die Gartenfläche wird ca. 4500 m groß sein. Im Dorf werden mehrere Frauengruppen Gemüse anbauen und die Vermarktung übernehmen. Die Frauen übernehmen in Eigenverantwortung die Anlage. Unsere Maxime im Verein ist auch für dieses Projekt „Hilfe zur Selbsthilfe“. Durch den gemeinschaftlichen Gemüseanbau wird das Dorf – einbegriffen unsere Schulkinder – nachhaltig mit gesunden Lebensmitteln versorgt. Wir hoffen, dass im Januar mit dem Bau begonnen werden kann. Zuerst werden zwei Brunnen für die Wasserversorgung gebaut. Der Kostenvoranschlag vom Brunnenbauer liegt hier bei ca. 4200 Euro. Dazu werden eine Einfriedung, ein Lagergebäude für Geräte, sowie Material für die Gemüseernte gebraucht. Zusätzlich finanzieren wir das erste Saatgut. Wir hoffen, dass aus diesem Projekt in der nächsten Zeit ein wirtschaftlich-selbständiges Unternehmen entsteht und damit das Leben der Menschen im Dorf verbessert wird.

Alle Bewohner, besonders die Frauen, sind voller Vorfreude auf ihren Gemeinschaftsgarten. Unser Plan war eigentlich, die behördlichen Formalitäten für das Projekt in den vier Wochen unseres Besuchs erledigt zu haben. Allerdings fand Anfang Dezember die Präsidentschaftswahl in Gambia statt, so dass wir den Alkalo einfach nicht treffen konnten bzw. die Termine abgesagt wurden, weil ewig Meetings bei den Behörden stattfanden. Wenige Tage vor unserem Abflug fanden wir endlich einen Termin zum Vermessen des Gartenlandes. Ende Dezember war dann klar, dass die Formalitäten des Projektes erledigt wurden.

Nun kann es also losgehen! Wir hoffen, dass dieses Frauen-Garten-Projekt durch Spenden finanziert werden kann.

Wie immer waren von uns auch weitere aufwendige Aufgaben zu erledigen. Durch verschiedenen Umstände mussten Lamin und Monika die Aufgaben größtenteils zu zweit erledigen. Etliche Patenfamilien wurden besucht und mit Reis, Öl und Zwiebeln unterstützt. Das Geld war zusätzlich von den Pateneltern gekommen.

Monika führte viele interessante Gespräche mit Jugendlichen, deren Ausbildungen durch unsere langjährigen Sponsoren finanziert werden. Einfach toll, von den Plänen dieser jungen Menschen zu erfahren. Interessante Video Aufnahmen dazu wurden gemacht. Zurzeit bestehen 29 persönliche Patenschaften. Unter anderem erfuhr Monika von etlichen Bekannten, die bisher in der Tourismusbranche arbeiteten, dass sie in einen handwerklichen Beruf gewechselt waren.

In der Schule fand auf Wunsch unseres langjährigen Schulleiters und Lehrers Mustapha ein Leitungswechsel statt. Die Leitung übernahm Fatu, eine ausgebildete Lehrerin, die seit einem Jahr in unserer Nursery School arbeitet. Fatu zeigt ein couragiertes, sachliches Auftreten. Auf ihr Anraten wurden 80 Schreibtafeln für die jüngeren Gruppen angefertigt. Außerdem haben wir uns auf eine Gehaltserhöhung für das gesamte Personal geeinigt. Unsere monatlichen Aufwendungen für die Gehälter der Mitarbeiter und das Kinderessen belaufen sich auf 580 Euro.

Aus einem sehr traurigen Grund fehlt uns wieder eine ausgebildete Lehrerin. Njima, eine junge und bei den Kindern und dem Personal sehr beliebte Lehrerin, verstarb unerwartet vor einigen Wochen. Am Freitag hatte sie noch gearbeitet und am darauffolgenden Sonntag verstarb sie auf dem Weg ins Krankenhaus. Keiner konnte es richtig fassen. Ein ähnliches Schicksal erlitt auch eine Dorfbewohnerin, eine junge Frau mit zwei Kindern.

Die gesundheitliche Versorgung der Menschen ist auf einem niedrigem Niveau. Untersuchungen und Medikamente müssen alleine teuer bezahlt werden. Einer Frau im Dorf, die seit mehreren Tagen schwer erkrankt war, konnten wir glücklicherweise rechtzeitig helfen.

Monika schrieb dazu im Weihnachtsbrief 2021:

„Ich bin immer erschüttert, wenn ich davon erfahre, besonders wenn es jemanden aus unserem Dorf betrifft. Meine Gedanken sind dann um so mehr bei den Menschen in Labakoreh und geben mir Kraft und Motivation, mich gemeinsam mit unseren Vereinsmitgliedern und hoffentlich auch weiterhin mit Ihnen, liebe Helfer und Freunde des Vereins, zum Wohle der Schwachen auf der Erde zu engagieren.“