Sechs Sponsoren und Vereinsfreunde machten sich am 30.04.12 mit je 40 Kilogramm Gepäck (Medikamente, Verbandsmaterial,Schuhe, Kleidung, Spielsachen u. a.) und einem Rollstuhl auf den Weg nach Gambia, wo sie nach anstrengender Reise um 22:00 Uhr ankamen.
Am nächsten Morgen ging es dann gleich nach Labakoreh, wo wir schon ungeduldig erwartet wurden, denn die Kantine für unsere Schulkinder war schon, dank Lamins guter Vorarbeit, im Rohbau fertig. Nun galt es, Baumaterial (Holz, Dachplatten, Nägel, Fliesen usw.) und in den folgenden Tagen auch Geschirr und Kochtöpfe zu besorgen.
Die Arbeiten gingen gut voran und am 13.4. konnte in Anwesenheit der Kinder, deren Eltern, Gemeindevertretern und Gästen die Einweihungsfeier stattfinden. Dazu gehörte natürlich neben den Festreden auch ein Festessen – das Nationalgericht „Ebbe“ ( Fisch und Gemüse). Durch Spenden aus der Güstrow-Bützow-Region und vor allem durch die Fördermittel von der NUE Dornum können unsere Kinder nun ab September eine warme Mahlzeit in dieser Kantine einnehmen. Diese Mahlzeiten zu finanzieren, voraussichtlich 1.000 Euro pro Schuljahr, ist eine große Aufgabe für uns.
Unser zweites Besuchsziel war das Gesundheitszentrum. Dessen Dach war durch Termiten stark beschädigt und musste erneuert werden.Von den Spenden des Dachdeckers Pahl aus Tarnow und der Reha-Klinik Lohmen kauften wir Holz (Mahagoni, resistent gegenüber Termiten) im Werte von 1050 Euro. Dazu kamen Ausgaben für Nägel, Dachplatten, Zement und Sand für die Steine und für die Entlohnung der Handwerker. Dass das Gesundheitszentrum am letzten Tag meines vierwöchigen Aufenthalts dort dann wieder zur Nutzung fertig war, machte mich und die Dorfbewohner glücklich.
Jeweils am Montag kommt eine Ärztin und behandelt Patienten aus Labakoreh und den umliegenden Dörfern. Der Krankenpfleger Mussah ist täglich da, um Medikamente, die wir mitgebracht haben, auszugeben und erste Hilfe zu leisten.
Eine traurige Nachricht erhielten wir in der zweiten Woche. Der Wachmann unseres Gesundheitszentrums Osman war gestorben. Er hat, nachdem wir ihm zunächst praktische Anleitung gaben, für Ordnung und Sauberkeit gesorgt und wir hatten guten Kontakt zu ihm. Lamin und ich nahmen an den moslemischen Trauerzeremonien teil, die sich doch sehr von unseren unterscheiden, und beteiligten uns mit kleinen Geschenken. Da Osman keine Familie hatte, dankte uns die Dorfgemeinschaft sehr für unsere Anteilnahme. Woran Osman starb, erfuhren wir nicht. Für die Menschen dort scheint die Todesursache nicht wichtig zu sein.
Wir trafen viele Menschen mit Fieber, Husten, Gelenkschmerzen und Erkältungskrankheiten. Kein Wunder! Am Tag die Hitze – nachts die Kälte, schlechte Wohnbedingungen. Viele schlafen auf dem bloßen Lehmboden, die Hütten sind nicht verputzt, die Dächer undicht.Ein konkreter Fall erschütterte uns besonders.Wir besuchten die Eltern von Fatu Jallow, ein 17-jähriges Mädchen, deren Schulbesuch (11. Klasse) von Frau Dobslaff aus Güstrow finanziert wird. Die Eltern leben mit ihren sieben Kindern (für eine Familie dort normal) in einer Hütte, deren Dach unzählige Löcher hatte, keine Betten oder Matratzen, kaum zu essen und das kleine Kind erkrankt. Es war offensichtlich, dass sie die nahende Regenzeit unter diesen Bedingungen nicht überstehen würden. Die Lehmhütte würde zusammenfallen.
Spontan entschloss sich ein Mitglied unserer Gruppe (Malve Lucke), Dachplatten für die Familie zu kaufen. Auf Vereinskosten ließen wir die Wände außen und innen verputzen, mit dem nicht mehr benötigtem Holz vom Gesundheitszentrum und dazugekauftem Holz wurde ein Dachstuhl gebaut. Lamin, unser Mitarbeiter vor Ort, und zwei andere Gruppenmitglieder kauften Bambusbetten und Matratzen für die Kinder. Die Familie war uns unendlich dankbar.
Uns allen wurde wieder bewusst, wie notwendig unsere Hilfe, die konkrete Hilfe vor Ort ist.
Der Höhepunkt unseres jährlichen Besuches ist für die Kinder dort natürlich das Strandfest. Einen Tag verbringen die Kinder mit Baden, Spielen und einem Picknick am Strand.
Es war eine Freude zu sehen, wie schnell und mit welcher Begeisterung die Kinder „unsere“ Laurentia und Boogie-Woogie Tänze übernahmen.
Viele andere Aufgaben galt es noch zu erledigen während unseres Aufenthaltes. So wurden Gehälter ausgezahlt und viele organisatorischen Fragen, zum Beispiel bezogen auf die Essensausgabe, mussten geklärt werden.Wir besuchten Schulen, um uns über die Lernergebnisse unserer älteren Patenkinder zu informieren. Erfreulich ist das Ausbildungsergebnis von Soleman, dem Patenkind der Familie Koschak aus Bützow. Er hat die Möglichkeit, den Ingenieurabschluss zu erwerben und dann kann ihm die Ausbildungsstätte eine Arbeitsstelle bei der Armee, der Polizei oder der Telefongesellschaft vermitteln. Damit ist er ein gutes Beispiel für unser Anliegen: Hilfe zur Selbsthilfe, das heißt Hilfe, deren Effekt auf Nachhaltigkeit gerichtet ist.
Auch unser junger Lehrer, dessen Weiterbildung wir finanzieren und der nun seit einem Jahr an der Schule arbeitet, führt den Unterricht ideenreich, engagiert und mit guter sozialer Kompetenz. Er wünscht sich mehr Lernmaterial für die Kinder. Auf seinen Vorschlag hin kauften wir eine Mülltonne für das Schulareal, wohl die einzige im Dorf. Die Beseitigung des Mülls, z.T. Aus europäischen Ländern kommend, ist ein Problem für Gambia. Wir freuen uns, dass die junge Generation Veränderungen herbeiführen will.Seit dem Frühjahr wird wieder ein an Rachitis erkranktes Kind von uns mit Medikamenten aus Deutschland versorgt. Die vierjährige Amatoulei, deren Mutter bei der Entbindung starb und die jetzt bei Verwandten lebt, hat schlimmere Verwachsungen als unsere Mariama.
Mariamas Behandlung ist nach sieben Jahren mit großem Erfolg abgeschlossen.
Wir wünschen uns sehr, dass wir auch diesem Mädchen helfen können. Eine große Freude konnten wir auch einem 12-jährigen, körperlich behinderten Jungen aus dem Dorf Bijolo machen, als wir ihm den von der Reha-klinik Lohmen gespendeten Rollstuhl übergaben.Eine erlebnisreiche und erfolgreiche Zeit ging am 29.5.12 zu Ende. Manches Mitglied unserer Gruppe war teilweise sehr erschrocken über die Armut und Lebensbedingungen der Dorfbevölkerung.
Darum werden wir uns weiter bemühen, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Zum Beispiel hoffen wir, dass die beiden Nähmaschinen, die wir zur Verfügung gestellt haben, helfen, zwei Arbeitsplätze zu schaffen.
Bei der Realisierung unserer Pläne sind wir immer auf Spenden angewiesen und darum möchten wir uns, auch im Namen der Dorfbewohner, ganz herzlich bei allen Sponsoren bedanken.